Verwaltungsrat

Der Verwaltungs­rat der Zukunft

Schneller, professioneller, unabhängiger – von Verwaltungsräten wird immer mehr verlangt. Damit sie als Gremium den Ansprüchen genügen, müssen sie auf drei Ebenen ansetzen: bei der Kompetenzorientierung, bei der Vielfalt – und bei der Weiterentwicklung ihres Boards. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Verwaltungsratspräsidenten zu.

Klischees lassen sich nur schwer aus der Welt schaffen, auch wenn die Realität bereits viel weiter ist. Das gilt auch für die Schweizer Verwaltungsräte. Vier Sitzungen im Jahr, ausgiebige Mittagessen mit alten Freunden aus Militär und Studium; zuletzt eine kleine Übereinkunft mit weitreichenden Konsequenzen, getroffen im dicken Zigarrenrauch im Hinterzimmer – mancher Bürger stellt sich vor, dass unsere Verwaltungsräte heute noch so arbeiten. Wer selbst Verwaltungsrat ist, weiss natürlich, wie wenig solche Zerrbilder mit der heutigen Wirklichkeit zu tun haben – nicht erst seit dem Rauchverbot in Restaurants.

Die Führungsstrukturen der Schweizer Unternehmen haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Doppelmandate als CEO und VRP sind meist zur zeitlich begrenzten Ausnahme geworden, personelle Kreuzverflechtungen zwischen Verwaltungsräten werden kaum mehr toleriert. Die Verwaltungsräte kontrollieren das Tun ihrer Geschäftsleitungen genauer und nehmen eine aktivere Rolle in der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens ein. Die Ansprüche seitens der Eigentümer und der Öffentlichkeit nehmen weiter zu. Um ihre Performance steigern zu können, werden sich Verwaltungsräte daher in dreierlei Hinsicht entwickeln: Sie werden sich systematisch nach Kompetenzen zusammenstellen, sie werden vielfältiger, und sie werden ihr Gremium regelmässig überprüfen und weiterentwickeln. Unabhängiger und professioneller Dass ihre Aufgabe anspruchsvoller und zeitintensiver geworden ist, bestätigen Verwaltungsräte aller Branchen und Unternehmensgrössen.

Die Gremien treffen sich nicht mehr bloss für einige Sitzungen im Jahr, sie bereiten Personal-, Strategie- und Entlöhnungsfragen intensiv in Komitees vor, was entsprechend viel Zeit in Anspruch nimmt. Unternehmen erlauben ihren Verwaltungsratsmitgliedern daher nur noch eine beschränkte Anzahl Mandate in anderen Boards: Geberit gewährt seinen Verwaltungsräten 5 externe Mandate bei gewinnorientierten Organisationen. Bei der Swiss Life sind 4 Mandate bei anderen börsenkotierten Unternehmen zulässig. Die Firmen legen heute bewusster Wert auf die Unabhängigkeit ihrer Verwaltungsräte: Viele firmeneigene Richtlinien verbieten es, über Kreuz im Verwaltungsrat eines anderen VR-Mitglieds Einsitz zu nehmen. Auch finanziell und persönlich sollten die Board-Mitglieder unabhängig sein. Um ihr Unternehmen voranzubringen, müssen sie unbequeme Fragen stellen und sich offen gegen strategische Fehlentscheide aussprechen können. Wer auf die Einkünfte aus seinem Mandat angewiesen oder mit dem Präsidenten zu gut befreundet ist, will jedoch nicht negativ auffallen und wird sich mit Kritik zurückhalten.

Als Folge dieser höheren Erwartungen der Firmen an ihre Boards bilden sich zwei neue Typen von Verwaltungsräten heraus: Die eine Gruppe bilden erfahrene Manager, die ihre operative Tätigkeit bewusst relativ früh, vielleicht mit 50 Jahren, abgegeben haben, um als Verwaltungsrat zu arbeiten. Sie streben dabei nicht möglichst viele Mandate an, sondern suchen strategisch nach Firmen, bei denen sie ihr konsequent aufgebautes Kompetenzprofil sinnvoll einbringen können. Sie sind in der Regel sehr gut ausgebildet und bringen die zeitliche Verfügbarkeit mit, die ein heutiges VR-Mandat erfordert. Faktisch nehmen sie mit ihrem Spezialwissen nicht selten eine Expertenfunktion innerhalb des Verwaltungsrats ein. Profi- Verwaltungsräte, die gezielt auf ihre frühere Führungserfahrung setzen, stehen allerdings vor der Herausforderung, den Kontakt zum eigentlichen Business nicht zu verlieren. Für sie ist es wichtig, ihre Leadership-Skills entweder über die Arbeit in der Politik oder in Verbänden à jour zu halten oder ein Verwaltungsratspräsidium zu übernehmen.

Auch die Ansprüche seitens der Anleger und der Öffentlichkeit steigen. Gleichzeitig ermuntern immer mehr Unternehmen ihre Geschäftsleitungsmitglieder, in einer anderen Firma ein Verwaltungsratsmandat anzunehmen. Der Manager macht wertvolle Erfahrungen und verschafft sich durch sein Mandat eine neue Perspektive auf seine eigene Tätigkeit in der Geschäftsleitung. Davon profitiert sein Unternehmen: Wenn der Finanzchef beispielsweise in einem Audit Committee mitarbeitet, versteht er auch die Abläufe und Bedürfnisse seines eigenen Verwaltungsrats besser. Von der Strategie zum neuen Verwaltungsrat Damit der Verwaltungsrat seine Rolle als strategischer Gestalter und oberster Controller des Unternehmens optimal wahrnehmen kann, kommt es auf die richtige Mischung von Spezialisten und Personen mit Führungserfahrung aus ähnlich grossen Unternehmen an: Das Gremium vereint so als Ganzes die nötigen Kompetenzen, um seiner Geschäftsleitung ein ebenbürtiger Sparringspartner zu Fragen der strategischen Weiterentwicklung und Umsetzung zu sein.

Quelle: Auszug aus dem Magazin «schillingnews 03/2015»

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