Arbeitsmarkt
Karrieremanagement
Neuorientierung/Standortbestimmung

„Die passende Unterstützung zur rechten Zeit“ – Erfolgsfaktoren im Outplacement

Was führt im Outplacement zum Erfolg? Welche Rolle spielt der/die Berater/in, wie bedeutsam sind die eingesetzten Methoden und Tools, was trägt der Klient/die Klientin bei? Als Praxispartner für eine Abschlussarbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wollten wir es genauer wissen. Im Interview mit Andrea Gassner, Senior Beraterin bei Grass & Partner, berichtet Daniela Schürmann von den wichtigsten Erkenntnissen aus ihrer Bachelorarbeit und was Sie daraus mitnimmt für ihren eigenen Berufsweg.

Du hast im Herbst 2018 bei uns angefragt, ob wir von Grass & Partner Praxispartner für deine Arbeit sein würden. Was hat dich gereizt, deine Arbeit im Themenfeld berufliche Neu­orientierung, Karriereberatung und Outplacement zu machen? 

Es war mir wichtig, eine aktuelle Thematik zu bearbeiten. Der stetige Wandel der Arbeitswelt, Digitali­sierung und die demografischen Veränderungen waren und sind in den Medien wie auch an der Hoch­schule viel diskutierte Themenbereiche. Mich interessiert, welche konkreten Lösungsansätze in der Praxis bestehen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Bei betrieblichen Umstruktu­rierungen ist die Outplacementmethodik als prozessorientierte Karriereberatung inklusive Bewer­bungscoaching schon lange bekannt und etabliert. Angesichts der raschen Veränderungen werden Beratung/Coaching, Stärkung der Arbeitsmarktfähigkeit und Re-skilling weiter an Bedeutung gewinnen. Aus diesem Grund wollte ich die Erfolgsfaktoren der Outplacementmethodik untersuchen.

Was war die Fragestellung deiner Arbeit?  

Es ging darum, am Beispiel von Grass & Partner den Prozess im Outplacement in den Bereichen Bera­ter*/Klient*/Methodik/Prozess zu evaluieren und daraus mögliche Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Dar­über hinaus sollte die Untersuchung auch der Qualitätssicherung dienen und zukunftsbezogene Ver­besserungsmöglichkeiten aufzeigen. (* Selbstverständlich sind immer alle Geschlechter gemeint.)

Wie bist du methodisch vorgegangen? 

Zu Beginn war es wichtig, dass ich mir einen Überblick über den eigentlichen Beratungs- und Out­placementprozess von Grass & Partner verschaffen konnte. Das Wissen, welches ich durch qualitative Experteninterviews mit zwei Seniorberater/innen generieren konnte, floss in die Entwicklung und Auf­bau meiner eigentlichen Untersuchung ein. Diese bestand aus 14 persönlichen Interviews mit ehema­ligen Kandidaten und Kandidatinnen im Alter ab 45 Jahren, deren Outplacement ein bis drei Jahre zu­rückliegt.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse aus deiner Arbeit?

Die 4 Elemente Berater/Klient/Methodik/Prozess sind alle wichtig und eng miteinander verknüpft. Ein strukturierter bewährter Prozess ist wichtig. Entscheidend ist auch die Erfahrung des Beraters und dessen Fä­higkeit, die Skills und Stärken des Klienten vor dem Hintergrund des Arbeitsmarktes richtig ein­zuschätzen. Fachliches, methodisches und Markt-Know how ist ebenfalls zentral, beispielsweise wenn es um die Zieldefinition und darauf fokussierte Bewerbungsunterlagen und Suchkanäle geht. Min­destens ebenso entscheidend ist eine vertrauensvolle und offene Beziehung zwischen Berater und Klient, das feine Gespür des Beratenden, die Bedürfnisse des Klienten zu erkennen und die Interaktion daran auszurichten. „Der zwischenmenschliche Austausch kann nie durch einen Roboter ersetzt wer­den“, wie es ein Klient formuliert hat. Auf der Basis einer vertrauensvollen Bezie­hung ist eine effiziente, zielorientierte und erfolgreiche Arbeit auf Augenhöhe möglich.

Was war für dich überraschend, als du dich in deiner Arbeit vertiefter mit dem Thema Outplacement auseinandergesetzt hast?

Eine Outplacementberatung umfasst weit mehr als nur eine fachliche Beratung und die Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt. Die Themen welche während den Sitzungen zur Sprache kommen können, sind vielfältig und individuell. Mich haben das Interesse am Gegenüber und das Commit­ment der Beratenden sehr beeindruckt. Die Sitzungen haben eine persönliche Note, und der einzelne Klient und die erfolgreiche Lösung («Landung») stehen im Zentrum.  

Interessant fand ich übrigens, dass die Interviewpartner den Jobverlust in der Rückschau zwar als sehr ein­schneidend empfunden haben, die Episode dann aber auch bald hinter sich lassen können. Man ist wieder voll im Beruf und blickt auf das Outplacement als positives Erlebnis zurück - als „die passende Unterstützung zur rechten Zeit.“

Was würdest du heute allenfalls anders machen bei der Arbeit?

Ich würde wohl mein Sampling erweitern. Es wäre nämlich spannend, nicht nur Kandidaten zu inter­viewen, bei denen das Outplacement 1-3 Jahre zurück liegt, sondern mit Kandidaten sprechen, welche noch direkt in den verschiedenen Phasen des Outplacements befinden. Aus diesen Interviews hätte man, neben den retrospektiven Erinnerungen, auch aktuelle Erlebnisse einbeziehen können.

Gibt es aus deiner Sicht Verbesserungspotential und Tipps für Grass & Partner?

Grundsätzlich weiter so! Wichtig dünkt mich, dass man als Berater oder Beraterin fachlich, metho­disch wie auch mit dem praktischen Erfahrungsschatz up to date bleibt, um die Klienten so umfassend wie möglich zu beraten. Im Zuge der Thematik um Employability und lebenslangem Lernen steigt das Be­dürfnis nach Beratung im Bereich fachlicher und persönlicher Aus- und Weiterbildung. Dies wäre ein möglicher Punkt, welcher bei Grass & Partner weiter thematisiert und evaluiert werden kann.

Gibt es etwas, was du selber beherzigen wirst für deine weitere Berufslaufbahn? Hast du generelle Tipps?

Es wurde mir bewusst, dass auch topausgebildete Leute mit langjähriger Erfahrung von einem Stellen­verlust betroffen sein können. Man darf sich dadurch nicht verunsichern lassen und soll die Situation als Chance annehmen. Sie eröffnet die Möglichkeit für eine Standortbestimmung und sich selbst Fragen zu stellen, worin bin ich wirklich gut und was möchte ich in Zukunft beruflich tun.

Auf meinen Weg nehme ich sicherlich mit, dass es wichtig ist, neugierig zu sein, um nicht stehen zu bleiben; sich laufend weiterzubilden und natürlich das Netzwerk zu pflegen und sein Selbstmarketing zu stärken.

Vielen Dank Daniela für deine Arbeit. Es war für uns spannend, neben den Kandidatenfeedbacks, die wir regelmässig einholen, eine Evaluation von aussen zu bekommen. Unsere Zusammenarbeit hat mir viel Freude gemacht und ich freue mich sehr für die gute Beurteilung der Arbeit durch die FHNW. Alles Gute für deine Reise und deine weitere Laufbahn!

Kurzportraits

Daniela Schürmann, (rechts im Bild) Bachelorabschluss in Angewandter Psychologie an der FHNW 2019, Lehrgang in Schnittstelle von Psychologie und Wirtschaft, vorher kaufmännische Ausbildung und Berufsmaturi­tät und als Werkstudentin im Bereich Einkauf und Compliance eines Industrie/Hightech-Unter­nehmens sowie als Projektassistentin in einer Unternehmensberatung tätig. Sie hat gerade eine halbjäh­rige Weltreise gestartet, die sie unter anderem nach Kirgistan, Nepal und Indien führen wird. Da­nach möchte sie vorzugsweise im Bereich Marktforschung oder im Brand Management eines spannenden Unternehmens Fuss fassen.

Andrea Gassner,(links im Bild)  berät und coacht als Senior Beraterin bei Grass & Partner Fach- und Führungs­kräfte bei der beruflichen Neuorientierung; lic. phil. I / MSc Universi­tät Zürich (Psychologie, Betriebswirtschaft und Publizistik) und MAS HRM IAP, vor Beratungs- und Coachingtätigkeit über 20-jährige Erfahrung als HR-Bereichsleiterin und Projektleiterin u.a. in der Fi­nanz- und Medienbranche. Betreute als Praxispartnerin die Bachelorarbeit von Daniela Schürmann.

Grass & Partner AG, seit über 22 Jahren spezialisiert auf Karrierecoaching, Standortbestimmungen, Outplacement und Trennungsmanagement mit Standorten in Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Zug und Luzern.