Firmenkauf/-Beteiligung

Unternehmens­nachfolge und Selbständig­keit

Die technische Abwicklung einer Unternehmensnachfolge, meistens verbunden mit einem Firmenverkauf ist kein unlösbares Problem. Überaus schwieriger gestaltet sich der emotionale Loslöseprozess: Der Respekt vor diesem Schritt stellt eine der grössten Herausforderungen für die Unternehmer der Babyboomer-Generation dar.

Risiken vermeiden

Gerade bei der firmeninternen Nachfolgeregelung ist äusserstes Fingerspitzengefühl notwendig: Schon kleinste Fehler in der Kommunikation und in der Verhandlung können da zu Gefühlsschwankungen führen. Die Risiken sind frustrierte Kader und Leistungsträger, die für den Fortbestand der Unternehmung essenziell sind. Die externe Suche nach dem geeigneten Nachfolger ist dann die letzte Stufe: Hier läuft vieles verdeckt und über das persönliche Netzwerk des Inhabers oder Verwaltungsrates. Erst, wenn auch das nicht gelingt, werden dann – oft – über die Plattformen von Banken, Treuhändern und Maklern Nachfolgelösungen gesucht. Hier ist der Markt allerdings atomisiert und für die Beteiligten oft unübersichtlich. Entsprechend lange kann die Suche dauern, bis der «Richtige» gefunden ist.

Standortbestimmung

Damit der Übergeber loslassen kann, braucht er eine Vorstellung davon, was er danach machen will. Hier hilft eine persönliche Standortbestimmung: Zusammen mit einem externen Coach oder auch mit einem Verwaltungsratsmitglied, der diese Rolle übernimmt, sollen neue Ideen und Optionen für die Zeit danach entwickelt werden.

Eine professionell durchgeführte Standortbestimmung ist aber auch für den Übernehmer eine lohnenswerte Investition. Denn diese Entscheidung ist so schnell nicht rückgängig zu machen. Danach kann nicht einfach der Job gewechselt werden. Somit muss ich mir als zukünftiger Unternehmer ganz sicher sein, dass das zu kaufende Unternehmen, dessen Produkte und Dienstleistungen, die Kunden und Mitarbeiter wirklich zu mir und meiner Lebensvision passen. Auch die Persönlichkeitseigenschaften und Charaktermerkmale sind in Bezug auf eine Selbständigkeit auf Herz und Nieren zu prüfen. Das Umfeld mit Familie, Partnerin und Kindern ist falls vorhanden eng zu involvieren. Erst wenn alle voll und ganz dahinter stehen und sich der Chancen, aber auch der Konsequenzen bewusst sind, sollte dieser Schritt vollzogen werden.

Die Work-Life-Balance steht für die Generation Y hoch im Kurs: Sie sucht Sinn und Erfüllung, aber auch berufliche Unabhängigkeit. Die Werte und Ziele dieser neuen Unternehmergeneration lassen sich jedoch eher ergänzen, als dass sie im Widerspruch zu den abtretenden Babyboomern stünden. Die zukünftige hohe Arbeitsbelastung und der Anspruch seinen Teil auch für die Familie zu leisten und folglich zu wenig Zeit für seine Freunde zu haben, ist einer der Zielkonflikte und Ängste dieser jüngeren Generation.

Absicht erklären

Der Schritt ins Unternehmertum wie auch das Loslassen und das Übergeben des Lebenswerks ist also keine nüchterne M&A-Transaktion, sondern ein hoch emotionaler Akt für alle Beteiligten – für die meisten auch einmalig im Leben. Deshalb ist es entscheidend, dass sich Übergeber und Übernehmer nicht nur finanziell und strategisch einig sind. Zuerst sollte immer gemeinsam eine schriftliche Absichtserklärung (LOI) erarbeitet werden – einfach formuliert im Sinne von «Was will ich?» und «Was willst du?».

«Die Work-Life-Balance steht für die Generation Y hoch im Kurs: Sie sucht Sinn und Erfüllung, aber auch berufliche Unabhängigkeit.»

Es kann deshalb für beide Parteien von grossem Nutzen sein, sich nebst den notwendigen Spezialisten aus dem Rechts- und Finanzbereich frühzeitig auch von einem externen neutralen Coach und Berater auf diesem Weg begleiten zu lassen. Die Hürden können hoch und die Fallen tief sein – wer es jedoch schafft, loszulassen und geordnet zu übergeben oder sich neu unternehmerisch zu engagieren, kann hoch zufrieden und erfreut einen neuen, erfüllenden Lebensabschnitt in Angriff nehmen.